piloti storti Theaterensemble Cooperative Mensch e.V.

Das Theaterensemble der Spastikerhilfe Berlin begibt sich in dieser Produktion auf neues Terrain. Während sich die vergangenen Stücke zwar ebenfalls an „welthaltige“ Autoren anlehnten, die Stücke auf ein Minimum an Sprache reduziert waren, geht es diesmal um ein Text gebundenes Bühnenwerk.

Das Szenarium: Ein Prinz auf Brautschau – in seiner notorischen Langeweile und Opposition ein Verwandter von Büchners Leonce – rebelliert gegen die Konvention des Hofstaates und verlobt sich mit der „hässlichen“ Yvonne. Die Prinzessin in spe ist jedoch weder hässlich noch monströs, sondern eine schweigende Beobachterin, welche als die „Andere“ zur Projektionsfläche für die königliche Familie samt ihrer Entourage wird. Ängste und das Gefühl der Bedrohung haben eine kollektive Hatz zur Folge, die zur Verstörung aller Figuren anschwillt.

Im Fokus unserer Inszenierung steht das Thema Norm/Konvention und Differenz. Die Protagonistin Yvonne (die schlechthin Andere) wird von einer nicht behinderten Darstellerin verkörpert, der Hofstaat (die Norm) überwiegend von behinderten Akteuren. Für eine kurze Bühnenzeit verkehren sich die Verhältnisse. Wer oder was wird hier eigentlich ausgegrenzt?

Die durch die Spastik der meisten Darsteller hervorgerufene schwere Verständlichkeit von Sprache wird als Herausforderung verstanden, neue Wege der Textinterpretation zu suchen. Nicht so sehr das Ausgedrückte (Text), sondern vielmehr der Ausdruck (Subtext) wird, unterstützt durch den experimentellen Einsatz von Stimme und Musikinstrumenten, zum Träger von Information. Eine Metaebene entsteht. Menschen mit extremen Sprachbehinderungen machen sich auf der Bühne dennoch verständlich.